Rundreise durch Schweden mit dem Camper/Wohnmobil

Im August/September 2023 reisten mein Mann und ich 5 Wochen lang mit unserem Camper quer durch Schweden. Es ging von Trelleborg in Skåne bis nach Abisko in Nordschweden und wieder zurück. Um unsere Erlebnisse und Tipps für das erfolgreiche Vanlife in Schweden soll es in diesem Bericht gehen.

Nachdem wir Schweden mittlerweile ‘recht gut’ (was auch immer das bei diesem riesigen Land bedeuten mag) von vorherigen Reisen kennen, beide der schwedischen Sprache mächtig sind und bereits einige Monate zuvor eine Woche lang mit unserem Kastenwagen in Südschweden unterwegs waren, wussten wir, dass uns ein recht unkompliziertes Camperleben erwarten würde. Entsprechend wenig bereiteten wir uns auf diese Reise vor und kannten lediglich 4 Eckdaten: Datum Hinfahrt Fähre, Unterkunft Arbeitswoche 1, Unterkunft Arbeitswoche 2 und Datum Rückfahrt Fähre.

Von den ingesamt 5 Wochen, die wir in Schweden waren, reisten wir 3 Wochen lang im Camper umher und verbrachten zwischendrin 2 Wochen lang in Ferienhäusern und arbeiteten in dieser Zeit remotely. Das gab uns die Möglichkeit, die Reise in einige Etappen aufzuteilen und machte auch das Camperleben recht komfortabel, ohne dass wir bspw. zum Wäschewaschen oder ausgiebigen Duschen auf den Aufenthalt auf Campingplätzen o.ä. angewiesen waren.


Anreise nach Schweden

Fähre oder Brücke – das ist die Frage, die sich auch uns jedes Mal wieder stellt. Wir sind mittlerweile mit dem eigenen Fahrzeug auf die verschiedensten Arten nach Schweden gereist und haben ausprobiert, was für uns am besten funktioniert.

Fähre Rostock – Trelleborg:

Die Fähre von Rostock nach Trelleborg und andersherum haben wir bisher am häufigsten genommen und dabei verschiedene Zeiten und Fährgesellschaften ausprobiert. Tagsüber zu fahren, ohne dabei eine Kabine zu buchen, ist zwar wahrscheinlich die günstigste, aber meiner Meinung nach die nervigste Methode, da man gefühlt einfach unfassbar viel Zeit an Bord totschlagen muss.

Da finde ich die Nachtfahrten mit Buchung einer Kabine schon deutlich zeiteffizienter und bequemer, allerdings sind die auch bedeutend teurer. Mir fällt außerdem jedes Mal wieder auf, dass Fährübernachtungen leider nie so erholsam sind wie erhofft. Meist legt die Fähre erst gegen 23:00 Uhr ab und ehe ich auf den (sehr!) durchgelegenen Fährbetten eingeschlafen bin, vergeht meist eine ganze Weile. Morgens wird man dann oft bereits vor 5:00 Uhr unsanft aus dem Schlaf gerissen und auf die baldige Ankunft im Hafen hingewiesen. (Je nach Fährgesellschaft wird man in dem Zuge sogar umgehend dazu aufgefordert, die Kabine zu verlassen und muss die verbleibende Stunde bis zum Anlegen irgendwo im Gang verbringen.) Es gibt natürlich Schlimmeres, aber so wirklich erholt gefühlt habe ich mich nach einer Nacht in der 120 € teuren, meist wirklich heruntergekommenen Kabine noch nie.

Anreise über Dänemark:

Die Anreise über Dänemark kann, je nach Auswahl der Strecke, zwar deutlich länger sein und mehr Zeit in Anspruch nehmen, aber sie ist doch sehr viel flexibler und mit dem eigenen Bett (und Bad) im Wohnmobil zumindest auf jeden Fall sehr viel komfortabler.

Wir haben hier diverse Kombinationen getestet: hinzu über die Storebæltbrücke und mit der Fähre von Helsingør nach Helsingborg und auf dem Rückweg dann über die Öresundbrücke und mit der Fähre von Rødby nach Puttgarden. Man kann natürlich auch über beide Brücken fahren oder auf beiden Strecken kurze Fährverbindungen wählen – die Kombinationsmöglichkeiten sind vielfältig. Die Fährverbindung via Rostock und Gedser wäre beispielsweise eine weitere Alternative, um den langen Landweg durch ganz Dänemark zu vermeiden. Finanziell nehmen sich diese Kombinationen meist nichts, eine der kürzeren Fährfahrten kostet in der Regel genauso viel wie eine Brückenüberquerung.

Nach unseren Erfahrungen im August/September würde ich beim nächsten Mal wahrscheinlich wieder die Anfahrt über Dänemark wählen und hierbei kürzere Fährfahrten kombinieren.


Freistehen/Wildcampen in Schweden

Während dieser Schwedenreise haben wir fast ausschließlich frei (also fernab von ausgewiesenen Stellplätzen) gestanden und sind damit (mit etwas Planung und Recherche) sehr gut zurecht gekommen.

Wildcampen nach Jedermannsrecht beschränkt sich in Schweden zwar eigentlich auf das Übernachten im Zelt, doch vielerorts ist auch das Übernachten im Fahrzeug geduldet. Wo nicht explizit verboten, ist es also in der Regel okay, auch nachts mit dem Camper zu stehen und dort zu schlafen. Ich persönlich würde an solchen Orten immer empfehlen, kein exzessives Campingverhalten an den Tag zu legen.

Es versteht sich außerdem von selbst, dass man den Platz sauber zu hinterlassen hat und außerdem achtsam mit der Natur umgehen sollte. Es ist teilweise schon echt ekelhaft, was Leute hinterlassen und völlig verständlich, dass Camping mancherorts verboten wird, weil Menschen sich scheinbar einfach nicht benehmen können.

Tipps für die Stellplatzsuche in Schweden:

Wanderparkplätze und Badestellen eignen sich meiner Meinung nach besonders gut als Übernachtungsplätze und lassen sich mit den bekannten Apps im Handumdrehen herausfinden. Ich habe während unserer Reise stundenlange mithilfe von park4night und Google Maps recherchiert und bin damit in den meisten Regionen sehr gut klargekommen. Außerdem habe ich während unserer Fahrten häufig die Augen offengehalten und Plätze für später gespeichert – denn das war definitiv nicht unsere letzte Schwedenreise.


Ver- und Entsorgung in Schweden

Eine Sache, auf die man sich vor allem in Nordschweden einstellen muss, ist die eher örtlich begrenzte Verfügbarkeit von Ver- und Entsorgungsstationen. Wir sind recht gut damit klar gekommen, aber es bedarf zeitweise etwas Planung, dass man nicht jederorts mal eben Frischwasser tanken oder Grauwasser entleeren kann.

Herkömmliche Ver- und Entsorgungsstationen, wie wir sie aus Deutschland kennen, haben wir auf unserer Reise nur selten gefunden. Im Süden sieht die Infrastruktur selbstverständlich etwas besser aus, dort gibt es entsprechende Stationen häufig an Häfen und Stell-/Campingplätzen, doch je weiter nördlich man fährt, desto rarer werden sie.

Vor allem die Entsorgung von Grauwasser entpuppte sich zu unserer Verwunderung als eher tricky. Zwar gibt es auch im Norden in recht regelmäßigen Abständen Möglichkeiten zur Entleerung von Schwarzwasser/Fäkalientank, doch wie wir unser Grauwasser entleeren sollten, war uns zu Beginn erstmal ein Rätsel.

Und weil Not bekanntlich erfinderisch macht, begannen wir irgendwann, unser Grauwasser literweise in eine Faltschüssel abzulassen und gemeinsam mit dem Schwarzwasser beim ‘latrintömning’ zu entsorgen. Das hat letztendlich auch echt gut geklappt und würden wir wieder so machen. (Bitte niemals das gebrauchte Wasser einfach in die Natur kippen!)

Folgendermaßen haben wir uns also auch fernab von entsprechenden Stationen ver- und entsorgt:

Entsorgung von Schwarzwasser/Fäkalientank:

An vielen öffentlichen Rastplätzen der schwedischen Verkehrsbehörde (‘trafikverket‘) findet man explizit ausgewiesenes ‘latrintömning’, sehr vereinzelt gibt es an diesen Rastplätzen auch Frischwasser (‘dricksvatten’).

Folgende Übersichtskarte empfanden wir auf der Reise als sehr hilfreich: Trafikverket.se - Übersichtskarte öffentlicher Rastplätze (rastplatser) in Schweden

Entsorgung von Grauwasser:

Selbstverständlich gibt es Stationen, wo man das Grauwasser auf die uns bekannte Weise loswird, doch da diese rar sein können, erwies sich eine Schüssel als sehr hilfreich. Das gebrauchte Wasser haben wir nach und nach in diese Schüssel abgelassen und gemeinsam mit dem Schwarzwasser an den o.g. Rastplätzen entsorgt.

Versorgung mit Frischwasser:

Trinkwasser findet man häufig an Tankstellen in entsprechend beschrifteten Schränken (‘luft/vatten’). In der Regel darf man dort das Wasser einfach abzapfen, vorher kurz nachzufragen schadet aber nicht.


Weitere nützliche Fakten

  • Das Bezahlen in Schweden funktioniert mittlerweile so ziemlich überall bargeldlos. Man kann fast immer problemlos mit Kreditkarte bezahlen – mit Ausnahme kleiner privater Flohmärkte (‘loppis’), die man auf dem Land häufig am Straßenrand sieht.

  • Neben der herkömmlichen Camper-Ausstattung darf Mückenspray auf Schwedenreisen keinesfalls fehlen. Besser noch ist es, wenn das Wohnmobil an allen Fenstern und Türen mit Fliegengittern ausgestattet ist, damit man wenigstens im Fahrzeug seine Ruhe vor den im Sommer zahlreich vertretenen Insekten hat.

  • Je weiter gen Norden man in Schweden kommt, desto weniger stark besiedelt wird das Land. Darauf sollte man sich nicht nur im Bezug auf die Ver- und Entsorgung des Fahrzeugs, sondern auch im Hinblick auf Einkauf und Tanken vorbereiten.

  • Sich auf das Wetter einzulassen und einzustellen gehört bei einer Reise Richtung Norden auf jeden Fall dazu. Wir hatten letztes Jahr im Juli 30 Grad in Nordschweden, dieses Jahr im September hingegen auch mal nur 3 Grad. An der Westküste um Göteborg kann es zum Beispiel außerdem sehr windig sein. Darauf sollte man sich einstellen, sowohl bei der Wahl der Kleidung als auch bei Bettzeug, Gasvorrat etc.

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Kornfeldspaziergang

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Stellplatz-Tipp: Bandholm Strand, DK