wie ich auf mein Bauchgefühl hörte und einfach anfing

Dieses Foto zeigt eine Kaffeetasse auf einem geöffneten Notizbuch.

Schon als Teenager habe ich davon geträumt, eines Tages ein eigenes kleines Atelier zu haben. In der Schule war Kunst (neben Englisch) eines meiner besten Fächer und ich liebte es, über die verschiedensten Techniken zu lernen und mich selbst darin auszuprobieren. Dazu kam meine Leidenschaft zur Fotografie, die sich in dieser Zeit immer mehr festigte. In der Oberstufe war ich dann für die Fotos in der Abizeitung meines Jahrgangs zuständig. Ich war eigentlich kaum mehr ohne meine Kamera anzutreffen und beschäftigte mich intensiv mit dem Thema Fotografie. Ich ging zum Tag der offenen Tür in die Kunsthochschule und besuchte sogar einen Kurs darüber, wie man eine Bewerbungsmappe für einen kreativen Studiengang erstellte.

Als meine Klassenkameraden nach dem Abi ihren Weg gingen und scheinbar genau wussten, was sie machen wollten, hatte ich jedoch plötzlich absolut gar keinen Plan mehr, wohin mich meine Zukunft führen würde. Ich hatte von meinem Umfeld so viele Meinungen, Ansichten, Erfahrungen, Erzählungen und Geschichten gehört, dass ich total verunsichert war. Kommentare wie “Es ist so schwer, da rein zu kommen.” oder “Das bringt doch eh kein Geld.” ließen mich glauben, dass die kreative Schiene vielleicht doch nichts für mich war. Ich hatte also keine Ahnung, was ich mit meiner neu gewonnen Freiheit nach der Schulzeit anfangen wollte.

Ich begann estmal einen Aushilfsjob im Verkauf und merkte ziemlich schnell, dass das zumindest definitiv nicht das war, was ich mein Leben lang machen wollte. Dennoch war ich irgendwie eine ganze Zeit lang ziemlich planlos. Eher widerwillig ging ich zu Studieninformationstagen, fühlte mich dort aber immer recht verloren. Ich wusste damals genau, dass ich studieren wollte. Jedenfalls leuchtete mir zu diesem Zeitpunk kein anderer Weg ein, immerhin hatte ich Abi gemacht und das musste doch für irgendwas gut sein. Nur schien die Auswahl im Dschungel der Studiengänge so endlos, dass ich einfach nicht wusste, welcher der richtige für mich sein würde. (Im Nachhinein betrachtet: weiß man eh nie, bevor man es nicht probiert hat.)


Die Wahl des Studiums traf ich schließlich eines Tages auf einer Busfahrt eher nebenbei und ziemlich aus dem Bauch heraus. Der Schienenersatzverkehr fuhr mal wieder an dieser einen Baustelle vorbei, die ich schon so oft aus dem Busfenster heraus gesehen hatte. In diesem Moment wurde mir klar: Architektur! Das klingt doch mega interessant! Grundrisse zeichnen, Häuser entwerfen; gleichzeitig kreativ und irgendwie auch nützlich. Das möchte ich studieren! Ich war ziemlich erleichtert für diesen scheinbaren Geistesblitz, denn diese Entscheidung fühlte sich irgendwie richtig an. Ich infomierte mich also umfassend, bewarb mich an diversen Unis und Hochschulen und wählte schließlich einen davon als “meine” aus.

Ich ging damals mit dem Wissen ins Studium, dass ich “Architektur studieren” wollte. Und genau das habe ich dann auch getan. Während der Goßteil meiner Kommilitonen dafür lernte, Architekt/in zu werden, wusste ich bereits von Anfang an, dass ich nicht wusste, ob und wie lange ich diesen Beruf überhaupt ausüben wollte. Ich wusste nur, dass ich dieses Studium machen wollte. Ich wollte diesen Weg gehen, obwohl ich keine Ahnung hatte, wohin er mich führen würde. (Irgendwie merkwürdig? Vielleicht ein bisschen. Aber ich hörte einfach auf mein Bauchgefühl und hinterfragte es nicht weiter. Bereut habe ich diese Entscheidung jedenfalls nie.)

Das Studium habe ich dann auch durchgezogen, in Regelstudienzeit und mit ganz guten Noten. Doch als die 6 Semester Bachelorstudium vorbei waren, hatte ich genug davon. Meine Familie drängte mich zum Weitermachen, doch ich entschied mich gegen das Master-Studium und stattdessen dafür, mit meinem Bachelor-Abschluss in einem Ingenieurbüro anzufangen. Anderthalb Jahre lief es dort ganz gut, doch irgendwann merkte ich, dass ich von meinem Leben vielleicht doch eher etwas anderes erwartete. Ich wollte mehr, als Bäder für eine Kita planen und Anforderungen unzähliger Fenster in Listen zu definieren. Ich wollte irgendwie kreativer sein und entschied, dass es Zeit war, etwas Neues zu beginnen. Das habe ich dann auch getan.


Im Herbst 2018 landete ich eher zufällig in Mittelfranken und fing 300 km entfernt von Zuhause an, im Bereich Interior Design zu arbeiten. Mein Weg führte mich über Umwege hierher und obwohl ich keine Ahnung hatte wie sich die Zukunft entwickeln würde, fühlte es sich damals genau richtig an, diesen Schritt zu gehen. Ich verließ die Heimat und baute mir ein neues Leben auf. Mein Background in Architektur war für das Planen von Einrichtung natürlich von Vorteil. Dass sich mein Job dann nochmal um 180 Grad wenden würde, war damals nicht absehbar, aber ich bin doch recht dankbar dafür. Seit fast zwei Jahren arbeite ich nun für einen Onlineshop im Bereich Living und Lifestyle. Ich bin aktuell vorwiegend für die Orga, die Kommunikation mit Herstellern und für den Kunden-Support zuständig. Als Ausgleich zum Job am Schreibtisch habe ich in den letzten Jahren vor allem privat bzw. in meiner Freizeit zur Kamera gegriffen oder mal den Pinsel geschwungen.

Doch schon seit einiger Zeit kribbelt es mir in den Fingern. Letztes Jahr führte ich zum Beispiel eine Unterhaltung mit einem Bekannten darüber, wie gern ich kreativ mein eigenes Ding machen würde. Wie gern ich fotografieren wollte und wie cool es wäre, mir etwas in diese Richtung aufzubauen - vielleicht sogar mit einem kleinen Shop. Ich wusste da schon eine ganze Weile, dass ich mir eine Webseite (diese hier) aufbauen wollte, schob es damals aber noch vor mir her. Über die letzten Jahre hatte ich ja immer mal wieder kleinen Fotojobs für andere gemacht, auf Hochzeiten von Freunden und Bekannten fotografiert und mir eine kleine Plattform auf Instagram aufgebaut. Ich wollte es endlich ein bisschen professioneller gestalten und beginnen, mehr daraus zu machen. Mein Bekannter ermutigte mich, ein Vision Board zu erstellen und einfach mal anzufangen.

Es hat ein bisschen gedauert, bis ich mich schließlich dazu bereit fühlte, doch der Punkt ist gekommen. Webseite, Impressum, Datenschutz, AGB, Gewerbeanmeldung, Finanzamt, Handwerkskammer, Verpackungsregister, Onlineshop, Druckdatenerstellung, Rechnungsprogramm - alles Dinge, mit denen ich mich in den letzten zwei Monaten intensiv beschäftigt habe. Ich habe recherchiert, notiert und gekritzelt. Habe mich nach dem Arbeitstag im Büro noch daheim an den PC gesetzt und gelesen, gelernt und gebrainstormt bis mir der Kopf rauchte.

Ich habe auf mein Bauchgefühl gehört und einfach angefangen. Und wenn man dann endlich einmal beginnt, dann sind die ersten Hürden meist doch viel schneller genommen als gedacht: mein kleiner Etsy-Shop ist nun schon seit ein paar Wochen online, die ersten Produkte sind verkauft und meine erster Foto-Auftrag auf einer Hochzeit eines Freundes im Sommer ist auch bereits gebucht.


Ich habe lange daran gezweifelt und ich bin mir sicher, dass ich noch einige Hürden zu nehmen habe. Es ist ein ganzer Haufen Arbeit, Zeit, Herzblut und auch Geld, was ich da reinstecke. Doch wenn ich in den letzten Jahren etwas über mich gelernt habe, dann: wenn ich mir etwas vornehme und einmal anfange, dann mache ich keine halben Sachen. Dann ziehe es durch! So war es mit meinem Studium und meinem Umzug - und so ist es auch jetzt.

Und das hier ist eine Investition in mich selbst: mein Mini-Business nebenbei, mein kleiner Traum von der Selbstständigkeit, mein Wunsch vom eigenen Atelier, dem ich nun ein winziges Stückchen näher bin. Wieder ist es, als stünde ich vor einem neuen Weg. Und ich habe keine Ahnung, wohin er mich führen wird. Ich weiß nur, dass er sich gut anfühlt und ich unfassbar Bock darauf habe, ihn zu gehen.


Dieses Foto zeigt eine Kaffeetasse auf einem Noitzbuch.
Dieses Foto zeigt eine Kaffeetasse auf einem geöffneten Notizbuch.
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